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Cote
72
Titre
Date(s)
- 1836 (Production)
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Pièce
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Histoire archivistique
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« [p. 176] Die Eisenbahn nach St. Germain
Bei der großen Bewegung, welche die Eisenbahnen seit kurzem in mein Vaterland brachten, wird eine kleine [p. 177] Notiz über die Eisenbahn nicht unwillkommen seyn, welche in diesem Augenblick zwischen Paris und dem Dorfe le Pecq unter St Germain en Laye vorbereitet wird.
Der Ausgangspunkt wird auf einem Viaduct hinter der Magdalenenkirche zwischen der neuen Markthalle der Straße seyn. Von da geht der Weg auf eisernen Brücken über die Rue neuve des Mathurins und St. Lazare ; jenseits der letzteren empfängt die Bahn ein Tunnel, welcher unter dem ehemaligen Tivoligarten, jetzt Place de l’Europe, weggeht, die Stadtmauern unterirdisch durchschneidet und bei der Barriere de Monceaur endet. Oberhalb der Brücke von Asnieres wird die Seine auf einer eigens hiezu erbauten Brücke passirt, eine zweite wird bei le Pecq gebaut. Im laufenden Iahre sollen die Arbeiten vollendet seyn. Die Kosten sind auf 6 Millionen Francs (für 6 Wegstunden) angeschlagen. Ein Herr Pereyre steht dem Namen nach, in der That aber stehen die Hauser Rothschild, Gontard &c an der Spitze. Die Behörden machten im Stillen alle nur erdenklichen Schwierigkeiten, besonders die direction des ponts et et chaussées. Man gebraucht Abtheilungen der Besatzung von Paris zu Ausführung eines Theils der Arbeit, welche an vier Orten zugleich betrieben wird, so lange die Witterung es gestattet. Die Actien stehen über Pari, ich fürchte jedoch, daß ein Nachschuß werde müssen begehrt werden, und daß die Bahn nicht so früh werde befahren werden können, als man berechnet hatte.
Eine Seitenbahn nach Versailles wurde beantragt, besprochen, aber vor der hand eben so unausführbar befunden, als ein Tunnel unter St. Germain weg nach Poissy, wo der große Viehmarkt für Paris ist. Auf jeden [p. 178] Fall ist diese Bahn ein Anfang für die Linie nach dem Havre.
Bei der herrlichen Lage von St. Germain und dem Vorzug, welchen es als Sommeraufenthalt verdient und genießt, bei der für diese Gegend einzigen Aussicht seiner Terrasse wird man in Zukunft, statt sich im magern und sandigen Bois de Boulogne zu ergehen, in 20 – 28 Minuten an der Anhöhe stehen, auf welcher St. Germain liegt, und zu welcher eine gut angelegte, zwar für Dampfwagen zu steile, für Omnibus aber nicht unbequeme Steige führt, und nach ein paar Stunden Landaufenthalt immer noch bequem zum Mittagessen wieder zu Hause seyn. Von dieser Seite und da nothwendig alles, was in Paris den Fahrpreis aufzutreiben im Stande ist, wenigstens einmal der Neugier und Mode wegen mitfahren wird, glaube ich dem Unternehmen auf längere Zeit sehr starke Einnahme versprechen zu können.
Eine zweite reichliche Quelle von Einnahmen werden die Waaren seyn, welche die Seine heraufkommen, und bei niederem Wasserstande und den zahllosen Krümmungen des Flusses im Sommer wohlfeiler auf der Eisenbahn nach Paris werden befördert, werden wenn ihre Ankunft Eile hat.
Die Halber, welche nur zu oft in kläglichem Zustande vom Schlächterwagen im Schlachthause abgeladen werden, die Ochsen, welche auf der stark befahrenen Landstraße nicht ohne Mühe zur Stadt getrieben werden, müssen ebenfalls als ständige und bedeutende Transportgegenstände in Berechnung gezogen werden.
Viele andere Artikel, an welche man jetzt noch nicht [p. 179] denkt, werden gewiß durch die Möglichkeit eines so schnellen Transports auf den Pariser Markt gebracht werden.
Es ist jedoch unverkennbar, daß bei dem so hohen Preise des Bodens und der Arbeit ein Aspirations punkt von Paris dazu gehört, um diese Unternehmung auf die Kosten zu bringen. Indem erlaube ich mir, einen kleinen Zweifel auszusprechen. Man hat zwar zu Verfertigung der Schienen, Waggons u. s. w. zu dem ganzen Dienste Engländer beinahe ausschließlich angeworben, aber es wird unmöglich seyn, die Gesammtheit der Unternehmung dem Mangel an Aufsicht in jedem Augenblick, an gleichförmiger maschineuähnlicher Thätigkeit zu entziehen, welcher nun einmal in allen romanischen Nationen bemerkt wird. Ich halte deßhalb Eisenbahnen in Deutschland für viel ausführbarer und haltbarer in die Länge als in Frankreich. Jedoch lebe ich der Hoffnung, daß eine neue verbesserte Vereinfachung oder Ausdehnung der Viabilität werde bekannt werden, ehe diese Bahn befahren werden wird, denn wenn der menschliche Geist einmal etwas reckt ernstlich will, wie es jetzt der Fall mit der fortschaffenden Mechanik ist, so erreicht er das Erreichbare sehr bald. Deßhalb hege ich die vollste Ueberzeugung, daß unsre Enkel mit einer Schnelligkeit reisen, mit Genüssen fremder Länder um den möglichst wohlfeilen Preis sich laben, und die ganze Gestalt ihres Lebens auf eine Weise ändern werden, welche wir nur dunkel ahnen, aber nicht bemessen können. Das Herrschen schon jetzt nicht mehr die angenehme Beschäftigung der Vorzeit, wird unglaublich schwer, aber Kriege werden beinahe unmöglich werden. »
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Note de publication
Christoph Friedrich Karl von Kölle, Paris im Jahre 1836, Stuttgart et Augsburg, Cotta, 1836, p. 176-179.